
Wie sollen wir bei öffentlichen Themen miteinander umgehen?
Ehrt alle Menschen!
Wie sollen wir bei politischen und gesellschaftlichen Themen miteinander umgehen?
Für unsere Ausführungen sind folgende Bibelstellen zentral:
So schuf Gott die Menschen nach seinem Bild. // 1. Mose 1, 27
Liebe deinen Mitmenschen, wie dich selbst. // 3. Mose 19,18 und Matthäus 22,39
Liebt eure Feinde und betet für alle, die euch verfolgen. So erweist ihr euch als Kinder eures Vaters im Himmel. … Was ist denn schon Besonderes daran, wenn ihr nur zu euresgleichen freundlich seid? Das tun auch die, die Gott nicht kennen! Nein, wie die Liebe eures Vaters im Himmel, so soll auch eure Liebe sein: vollkommen und ungeteilt. //Matthäus 5,44-48
Ehrt alle Menschen, liebt die Gemeinschaft der Brüder und Schwestern, fürchtet Gott, ehrt den Kaiser! // 1. Petrus 2,17
Als Überschrift haben wir einen Auszug aus 1. Petrus 2,17 gewählt: „Ehrt alle Menschen.“ In den vergangenen Monaten haben sich vereinzelt Mitglieder unserer Gemeinde im öffentlichen Raum zu politischen und gesellschaftlichen Themen geäußert. Aufgrund dieser Äußerungen möchten wir, als Gemeindeleitung, deutlich machen, für welche Art des öffentlichen Miteinanders wir stehen.
Zwei Grundprinzipien für den öffentlichen und politischen Diskurs
- Jeder Mensch ist von Gott zu seinem Ebenbild geschaffen. Damit ist jedem Menschen durch Gott Würde verliehen, die er sich weder verdienen muss, noch verlieren kann. Weil jeder Mensch zum Ebenbild Gottes geschaffen ist, ist er als Person zu respektieren und zu schützen.
- Die Demokratie als Regierungsform wird von uns favorisiert, weil ihre Grundwerte mit Grundüberzeugungen des christlichen Glaubens übereinstimmen.
- Wir Menschen sind fehlbar. Wir können ungerecht und gewalttätig handeln. Die Demokratie begegnet dieser Gefahr, die von uns Menschen selbst ausgeht, z.B. durch die Gewaltenteilung und die Festlegung von Wahlperioden.
- Wir Menschen gelten vor Gott gleich und sind von ihm als eigenständige Wesen geschaffen, wir sollen keine Marionetten sein. Demokratie ermöglicht ein hohes Maß der Anerkennung dieser Freiheit und Gleichheit; z.B. durch das allgemeine, unmittelbare, freie, geheime und gleiche Wahlrecht in Deutschland oder die Möglichkeit vor dem Bundesverfassungsgericht Klage einzureichen, wenn Grundrechte verletzt werden.
- Die Bibel lehrt den Mitmenschen zu lieben. Das gilt nicht nur in unseren nahen Beziehungen zu Familienmitgliedern oder Freunden. Sondern auch in größerem Maßstab in unserer Stadt, unserem Land, ja sogar weltweit. Demokratie bietet Möglichkeiten dieses Gebot zu verwirklichen, indem sie die Teilhabe an politischer Macht ermöglicht, z.B. selbst wählen gehen; eine Meinung frei äußern und für sie werben können; eine politische Diskussionsveranstaltung organisieren; sich in einem Verein, einem Aktionsbündnis, einem Betriebsrat oder einer Partei engagieren; sich selbst zur Wahl stellen; u.v.m.
Daraus ergeben sich folgende konkrete Leitsätze für unser öffentliches Reden und Handeln
- Für jede und jeden ist es ein Gebot Gottes bzw. moralische Pflicht, die Person und das Gewissen des jeweiligen politischen Gegners zu respektieren und zu schützen. (Bei Personen, die ähnlich denken, wie es die eigene Position ist, fällt uns das in der Regel leicht.) Drohungen oder beleidigende und herabsetzende Vergleiche von Menschen mit z.B. Parasiten oder Verbrechern des Nationalsozialismus, verletzen diese Pflicht. Zusätzlich zielen Beleidigungen und Drohungen darauf, Personen aus dem politischen Diskurs heraus zu drängen. Auf diese Weise werden andere Menschen gerade nicht als gleichberechtigte Ebenbilder Gottes behandelt.
- Meinungs-, Glaubens-, Versammlungs-, und Pressefreiheit sind wertvolle Grundrechte in unserem Land, ebenso wie das Recht auf eine friedliche Machtübernahme im Falle eines Wahlsieges der Opposition. So wird der Zugang zum Machtzentrum unserer Demokratie dauerhaft offen gehalten.
- Ausdrücklich haben die Anhänger anderer Religionen das Recht ihren Glauben in unserem Land zu leben und auszudrücken. Vorurteile jeder Art widersprechen dem christlichen Glauben. Explizit wollen wir uns an dieser Stelle gegen antisemitische und islamfeindliche Vorurteile wenden.
- Individuelle Lebensgestaltung und die Vielfalt unserer Gesellschaft werden von uns ausdrücklich bejaht.
Im Frühjahr 2022,
die Gemeindeleitung der Freikirchlichen evangelischen Gemeinde Burscheid